Ein Frühwarnsystem für gefährliche Pegelstände an der Strunde: Das ist das Ergebnis von 42 Studierenden an der Fachhochschule in Bergisch Gladbach (FHDW). Die Wirtschaftsinformatiker installierten einen Sensor an der Strunde. Der funkt kontinuierlich die Wasserstand-Daten an die Rechner in der FHDW. Die Studierenden programmierten insgesamt vier Systeme so, dass die Daten in vielfältiger Weise nutzbar sind. Das Frühwarnsystem über SMS, Social Media oder Mail ist eine der unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten. Der städtische Dezernent für Digitalisierung zeigte sich begeistert. Thore Eggert ist auch als Leiter des Stabes für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) zuständig, wenn es erneut zu Starkregenereignissen wie im Juli 2021 kommen sollte.

Haben die Studierenden der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach (FHDW) einen praktikablen Schutz vor der Gefahr von Starkregenereignissen wie im Juli 2021 entwickelt? Vielleicht. Das duale Bachelor-Studium der Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach (FHDW) ist außergewöhnlich praxisbezogen. Das zeigt sich nicht nur an dem Aufbau des Studiums – drei Monate eines Semesters verbringen die Studierenden in ihren Partnerunternehmen und wenden ihr theoretisches Wissen in aktuellen Projekten an. Es zeigt sich aber auch in den Theoriephasen. Wirtschaftsinformatik-Dozent Peter Tutt gab seinen Studierenden Anfang des Jahres die Aufgabe, die Pegeldaten der Strunde über die Programmierung vier verschiedener Cloud-Systeme so nutzbar zu machen, dass sie in Korrelation mit weiteren Umweltdaten gesetzt werden können, dass sie skalierbar sind und zum Beispiel über Bots automatisiert Warnungen an die Bevölkerung senden, wenn die Strunde zu stark ansteigt und eine Gefahr bedeutet.

„Ich finde es toll, dass es hier diese reale Fragestellung gegeben hat“, sagt Thore Eggert. Er ist der Kämmerer der Stadt Bergisch Gladbach, Dezernent für Digitalisierung und als Leiter des SAE (Stab für außergewöhnliche Ereignisse) für die Stadt zuständig, wenn es zu Katastrophen wie dem Hochwasser im Juli 2021 kommt. „Wir werden das mitnehmen, um jetzt zu schauen, wie wir das im städtischen Umfeld für das Thema Feuerwehr und Abwasserwerk nutzen können als praktikable Lösung für Stadt und Stadtgesellschaft.“ Eggert besucht die Präsentationen der FHDW regelmäßig. „Das zeigt, dass die FHDW der Inkubator sein kann für die Themen, die bei uns fehlen, hier wird von ambitionierten Studierenden in Lösungen gedacht.“

Einen Kilometer die Strunde abwärts von der Pegelmessstelle der FHDW hatte das Hochwasser am 14. und 15. Juli massive Schäden angerichtet. 120 Häuser wurden überschwemmt. Für die Studierenden war es ein gutes Gefühl, an einem Warnsystem zu arbeiten, dass das Ausmaß solcher Katstrophen zumindest einschränken kann. „Wenn wir verantwortlich dafür sind, dass so etwas durch IT verhindert werden kann, ist das natürlich interessant“, sagt der 20-jährige Fabian Tilmans. Er arbeitete in seiner 12-köpfigen Gruppe seit Februar mit dem Cloudsystem von Microsoft. Azure heißt das und stellte die Studierenden erst einmal vor ein großes Problem. „Es ist ziemlich komplex und es dauerte sehr lange, bis wir uns hereingearbeitet haben“, sagt der 21-jährige Tobias Mückl. Doch genau das ist, was Wirtschaftsinformatiker machen: Schauen, wie man mit hochintelligenter Technologie praktikable Lösungen für Fragestellungen in Wirtschaft und Verwaltung oder halt beim Katastrophenschutz entwickeln kann. Bei diesem Projekt ging es darum, die Pegeldaten, die über das aus Industrieanwendungen bekannte LoRaWAN-Netz stammenden Daten für weitere Cloud-Anwendungen nutzbar zu machen. Und es funktionierte. Über Messangerdienste wie Twitter und Telegram kann das System nun Warnmeldungen genau an die Bürgerinnen und Bürger senden, die von Überflutungen betroffen sind. So können Schutzmaßnahmen und Rettungen geschehen, bevor es zur Katastrophe kommt.

Ihr An­sprech­part­ner

Peter Tutt

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