“Besonders beeindruckt hat mich die urbane und junge Kultur in Budapest.“
Organisatorisches vor der Abfahrt
Die Idee ein Auslandspraktikum in Budapest zu machen, entstand bereits sehr früh. Ich wusste schon immer, dass ich Ungarn näher erkunden möchte, da meine Wurzeln aus diesem Land stammen und mich vor allem Budapest sehr gereizt hat. So habe ich nach freien Praktikumsstellen gesucht und die CIB Bank in Budapest gefunden. Dort habe ich mich mit meinem Motivationsschreiben und einem Lebenslauf erfolgreich beworben. Gleichzeitig bewarb ich mich für das Erasmus+ Programm im International Office der FHDW Paderborn. Das International Office hat mir sehr geholfen, alle Unterlagen für das Erasmus+ Programm auszufüllen und mich auf meinen Auslandsaufenthalt vorzubereiten, z. B. mit dem Vergleich der Lebensstandards zwischen Paderborn und Budapest. Da Ungarn ein Land in der EU ist, ist kein Visum nötig gewesen. Um eine Kranken-, Haftpflicht- und Unfallversicherung in Ungarn zu haben, habe ich diese Versicherungen über den DAAD für 96 Euro für drei Monate abgeschlossen.
Mit dem Unternehmen habe ich den ersten Kontakt Mitte Oktober aufgenommen. Ich hatte eine „Betreuerin“ aus der Personalabteilung, mit der ich alle für den Aufenthalt nötigen Dokumente (Praktikumsvertrag etc.) austauschte. Nach der Praktikumsbestätigung ging es los mit der Wohnungssuche, die sich als sehr schwierig gestaltete. Wohnungen und WG-Zimmer, die zentral und sicher sind, sind sehr überteuert oder werden nur für einen längeren Zeitraum vermietet. Durch Zufall bekam ich Ende Dezember eine Zusage für eine Wohnung von Freunden im VI. Bezirk – und der liegt in der Innenstadt direkt neben der Party- und Shoppingmeile.
Die Arbeitstage in der Bank
Am 2. Januar 2018 um 9:00 Uhr begann mein erster Arbeitstag in der CIB Bank. Mit der Metro (3-Monatsticket 10.335 FT = ca. 33,50 Euro für Studenten) fuhr ich zwei Stationen zur CIB Bank, also war der Arbeitsweg maximal 20 Minuten. Mit dem Ticket konnte ich alle anderen öffentlichen Verkehrsmittel in Budapest nutzen. Ein Auto würde sich nicht lohnen, da die Parkgebühren sehr hoch sind, es wenige Parkplätze gibt und vor allem im Berufsverkehr schon kurze Strecken länger dauern können. Die Metrolinie, die ich zu meinem Praktikumsplatz nutzte, kommt an Wochentagen alle 2 Minuten und an Wochenenden alle 4 Minuten.
In den ersten Tagen in der Bank wurde ich der Abteilung „Multinational desk“ vorgestellt, mir wurde das Computerprogramm gezeigt und ich habe kleinere Aufgaben erledigt, denn der Januar ist eher ein ruhiger Monat. Meine Tätigkeitsschwerpunkte in der CIB Bank lagen in der Buchhaltung und ich erstellte den Jahresbericht, den „Executive Summary“, der jedes Jahr über jeden Kunden gemacht wird. Außerdem erledigte ich Übersetzungen. Da meine Eltern aus Ungarn kommen, spreche ich fließend ungarisch und hatte so sprachlich kaum Probleme.
Budapest Bike Maffia, „Ruinpubs“ und Sightseeing
Mindestens zwei Mal in der Woche bin ich zum Sport gegangen. Aber montags und donnerstags unterstützte ich die Budapest Bike Maffia. Dies ist eine Nichtregierungsorganisation, die Bedürftigen in Budapest hilft. Ich half beim Vitamin-C-Kommando mit, d. h. wir haben Sandwiches zubereitet und die dann auf Fahrrädern an Obdachlose in den Metrostationen verteilt. Bei der Budapest Bike Maffia habe ich sehr schnell Anschluss gefunden. Überhaupt sind die jungen Menschen in Budapest sehr freundlich und offen gegenüber anderen. Dadurch, dass sehr viele Deutsche in Budapest Medizin studieren, war es einfach, auch Deutsche in Studentenbars kennenzulernen und Freundschaften zu schließen. So gab es am Wochenende oft lustige Abende in den „Ruinpubs“ oder in einer der vielen Clubs in Budapest.
An den Wochenenden im Februar besuchten mich dann meine Freundinnen aus Deutschland und wir sahen uns die typischen Sightseeing-Spots an, z. B. das Parlament, das Haus des Horrors, das Riesenrad, die Synagoge, die Basilika, den Heldenplatz, das Burgenviertel, die vielen Brücken usw.
Auf der Arbeit habe ich zwei sehr nette Kolleginnen kennengelernt, mit denen ich auch oft etwas in meiner Freizeit gemacht habe. An den ruhigeren Wochenenden besuchte ich meine Oma, da sie nur ca. 1,5 Stunden von Budapest wohnt.
Budapest – „Paris des Ostens“
Besonders beeindruckt hat mich die urbane und junge Kultur in Budapest. Teilweise spürt man noch den alten Kommunismus, aber auch, dass viele junge Menschen das Land und die Politik verbessern. Die Innenstadt ist wunderschön und so aufgebaut wie Wien. Durch die alten Häuser, die teilweise nach dem Zweiten Weltkrieg restauriert wurden, wird Budapest als „Paris des Ostens“ bezeichnet. An sonnigen Tagen habe ich mich sehr gerne an die Donau gesetzt und das Wetter und die Stadt mit ihren vielen schönen alten Gebäuden genossen. Mir persönlich hat Budapest sehr gefallen, da ich sehr viel erlebt und tolle Menschen getroffen habe.
Lebenshaltungskosten und praktische Tipps
Die Lebensunterhaltungskosten sind in Ungarn günstiger als in Deutschland, wobei man bedenken sollte, dass das Durchschnittsgehalt in Ungarn bei ungefähr 442 Euro für eine Vollzeitstelle pro Monat liegt. Obst, Gemüse und Milch sind verhältnismäßig teuer und teilweise sogar teurer als in Deutschland. Ich bin immer zu SPAR einkaufen gegangen, weil das am nächsten zu meiner Wohnung war, sonst gibt es auch noch Aldi, Lidl, Penny, Tesco, etc., die günstiger sind. Für eine 50-qm-Wohnung 20 Minuten vom Stadtzentrum entfernt bezahlt man ca. 500 Euro pro Monat zzgl. Nebenkosten. Das Essen in lokalen Restaurants schmeckt sehr gut und ist günstig.
Es ist überall große Vorsicht vor Taschendieben und „falschen Helfern“, die einen auf der Straße ansprechen, geboten. Die Handtasche sollte immer geschlossen sein und es reicht 3.000 FT, also ca. 10 Euro, in bar mitzunehmen, da man (fast) überall, außer auf Märkten, mit Kreditkarte zahlen kann.
Das Eröffnen eines Bankkontos in Ungarn war nicht nötig, denn mein Praktikantengehalt habe ich auf mein deutsches Konto bekommen. Fast an jeder Ecke kann man die Währung eintauschen. Eine Kreditkarte ist sehr empfehlenswert.