Ich hat­te un­ver­gess­li­che sechs Mo­na­te in Spa­ni­en!“

Das International Office hilft

Im September 2017 habe ich damit begonnen, meine Bewerbungen für das Auslandspraktikum abzusenden. Da für mich feststand, dass ich gerne für sechs Monate in die Logistikabteilung eines Unternehmens in Spanien gehen würde, habe ich nach passenden Stellenausschreibungen z. B. auf der Seite praktikawelten.de gesucht und auch passende Unternehmen aus dem Intranet der FHDW angeschrieben.

Bei den spanischen Formulierungen für die Bewerbungen wurde ich sehr gut von meinem Spanisch-Professor unterstützt und auch für die englischen Bewerbungen stand das International Office immer für das Korrekturlesen zur Verfügung. Auch ein Informationsgespräch mit dem International Office zu Beginn der Bewerbungsphase war sehr hilfreich und ausführlich, sodass alle Fragen und Zweifel geklärt bzw. beseitigt werden konnten. Ich kann nur empfehlen, sich bei Schwierigkeiten sofort an das International Office zu wenden und um Unterstützung zu fragen. So konnte meine Bewerbung um die Praktikumsstelle und für das Erasmus+ Stipendium ohne größere Probleme verlaufen.
Nach und nach kamen dann die Antworten auf meine Bewerbungen an, allerdings haben sich die Spanier da unternehmensunabhängig sehr viel Zeit gelassen. So bekam ich erst Ende November erste Einladungen zu Telefon- oder Skype-Interviews, obwohl mein Praktikum schon Januar starten sollte. Je nach Unternehmen fanden die Gespräche dann auf Deutsch, Spanisch und Englisch statt.

Letztendlich habe ich mich dafür entschieden, mein Praktikum bei Bosch in Madrid zu machen. Da bestand der Bewerbungsprozess darin, zunächst ein Interview mit der Personalabteilung auf Spanisch und Deutsch durchzuführen, wo nach klassischen Dingen wie Stärken und Schwächen gefragt wurde. Ein weiteres Gespräch mit meinem Tutor fand dann ein paar Wochen später statt, wo spezifischer nach Vorkenntnissen in Logistik, SAP und Excel gefragt wurde. Am selben Tag noch bekam ich die Zusage und musste dann zügig nach Wohnung und Flug suchen und alles andere erledigen wie z. B. Auslandsversicherungen abschließen.
Meine Krankenversicherung enthielt bereits eine europaweite Versicherung, weshalb ich in diesem Fall nichts Zusätzliches abschließen musste. Bosch benötigt allerdings auch Informationen über Haftpflicht- und Sozialversicherung, weshalb diese Dokumente auch zeitnah eingereicht werden mussten, ebenso wie eine Bescheinigung des Hausarztes darüber, dass ich arbeitsfähig bin. Sobald diese Dokumente alle eingereicht waren, bekam ich meinen Arbeitsvertrag und konnte die Dokumente für das Erasmus+ Stipendium einreichen.
Angereist bin ich letztendlich eine Woche vor Praktikumsbeginn, ohne eine feste Wohnung zu haben. Ich hatte einige Besichtungstermine für diese Woche geplant und habe für die ersten Nächte in einem Hostel im Zentrum gewohnt. Zudem ist es notwendig, eine Woche früher anzureisen, da bei Bosch der Besitz einer sogenannten N.I.E.-Nummer notwendig ist, damit man im System registriert werden, ein Bankkonto eröffnen und eine Sozialversicherungsnummer erhalten kann. Die Nummer beantragt man auf einer Polizeistation.

Über die Seite idealista.es habe ich einige Wohnungen gefunden, aber auch über Erasmus-Facebook-Gruppen kann man viele Wohnungsangebote einsehen. Die Mietpreise für WGs bewegen sich in Madrid zwischen 300 und 650 Euro. Ich hatte Glück und fand direkt bei meiner ersten Besichtigung eine Wohnung, die mir sehr gut gefallen hat und in der ich die sechs Monate mit einem Spanier und einer italienischen Erasmus-Studentin zusammengelebt habe. Generell ist es in Madrid möglich, sehr spontan eine Wohnung zu finden. Aber auch die Hostels sind für den Anfang sehr zu empfehlen, da sie sich preislich zwischen 10 und 15 Euro bewegen und es eine riesige Auswahl im Zentrum gibt.
Bosch befindet sich im Osten Madrids und ist sehr gut mit der Metro zu erreichen, man braucht vom Zentrum etwa 20 Minuten. Ich habe mein Praktikum in der Logistik absolviert. Für meine Aufgabe der Materialbeschaffung für die Produktion der Ultraschallsensoren hat mich mein Vorgänger in den ersten Tagen angelernt. Mir wurden die anderen Teammitglieder vorgestellt und die Produktion gezeigt.

Die ersten Wochen war es sehr schwierig, sich zum einen auf dem Gelände und zum anderen intern zurechtzufinden. Da auch viel Kommunikation mit anderen Bosch-Werken notwendig war, musste ich erstmal lernen, wer bei welchen Schwierigkeiten zu kontaktieren ist. Dabei und in allen anderen Dingen hat mich das Team aber sehr gut unterstützt und es herrschte allgemein ein sehr gutes Arbeitsklima.
Meine Tätigkeitsschwerpunkte waren die Kommunikation mit den Lieferanten und Speditionen aus Deutschland, Marokko, Frankreich und Spanien und die Allokation der Materialien zwischen den Bosch-Standorten Madrid, China und Mexiko, welche die Parksensoren produzieren. Ich bekam sehr viel Information und Verantwortung auf einmal, was ich aus meinen bisherigen Praxisphasen oder anderen Praktika nicht gewohnt war. Oft war Eigeninitiative gefragt, da mir die anderen Teammitglieder, die für Produktionsplanung und Disposition zuständig waren, bei manchen Dingen nicht weiterhelfen konnten. Dass bei Bosch ein Großteil der spanischen Mitarbeiter sehr gute Deutschkenntnisse hat, half anfangs sehr, um sich zurechtzufinden. Auch mein Tutor hat sich bei Schwierigkeiten immer für das Team eingesetzt und sich Zeit genommen, um einem weiterzuhelfen oder den Rücken zu stärken.
Meine Freizeit habe ich fast ausschließlich mit anderen Praktikanten von Bosch verbracht, da es schon alleine in der Logistik um die zehn Praktikanten gab. Außerdem hatte ich über meine Mitbewohnerin viel Kontakt zu Erasmus-Studenten. Über die Seite BeMadrid wurden viele Städtereisen oder Aktivitäten in Madrid organisiert, sodass es sehr einfach war, Kontakte zu knüpfen.

Mit den anderen Kollegen sind wir oft zusammen nach der Arbeit Tapas essen und was trinken gegangen. Gerade für solche Aktivitäten eignet sich Madrid sehr gut, es gibt viele tolle Viertel mit kleinen einzigartigen Cafés und Tapas-Märkten, aber auch Läden zum Shoppen, z. B. in Chueca, Malasaña und Lavapiés. Für den Sommer und Frühling haben wir uns auch oft auf Dachterrassen getroffen, um nach der Arbeit noch die Sonne zu genießen. Dafür eignen sich auch Parks sehr gut, besonders empfehlenswert ist der Retiro Park.

An den Wochenenden sind wir viel mit dem Auto oder Bus verreist, da man sich z. B. über socialcar.com Privatautos ab 20 Euro am Tag mieten kann. Durch die zentrale Lage Madrids erreicht man so einen Großteil Spaniens in maximal vier Stunden – so haben sich auch Wochenendausflüge nach Andalusien oder spontane Strandtage in Valencia gelohnt. Über ein verlängertes Wochenende sind wir sogar einmal nach Porto zum Surfen gefahren, was von Madrid auch nur etwa sechs Stunden Autofahrt waren.

Andere Fortbewegungsmittel innerhalb Spaniens wären die Cercanias, womit man Städte um Madrid herum mit einer Reichweite von etwa 120 km erreichen kann. Für längere Strecken gibt es den AVE, Busse oder Flüge, allerdings sind diese sehr kostspielig.

Madrid selbst hat ein sehr gut ausgebautes Metro- und Bus-Netz, wofür ich besonders das Monatsabo empfehle, das für Personen unter 25 Jahren nur 20 Euro monatlich kostet und sogar für die Cercanias genutzt werden kann. Wenn wir an den Wochenenden in Madrid geblieben sind, sind wir auch ab und zu mal feiern gegangen. Da ist in Madrid allerdings mit mindestens 15 Euro Eintritt zu rechnen und Getränkepreise bewegen sich um die 10 Euro. Es gibt alles von kleinen alternativen Clubs mit Indie-Rock-Musik bis zu riesigen Diskotheken mit z. B. sieben verschiedenen Floors mit allen möglichen Musikrichtungen. Klarer Favorit ist unter den Spaniern aber der Reggaeton oder Elektro.
Fazit

Ich hatte unvergessliche sechs Monate in Spanien, wofür ich mich auch besonders beim International Office bedanken möchte und kann jedem empfehlen, die Chance des Auslandsaufenthalts und des Erasmus-Stipendiums zu nutzen!

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