"Ri­ga - wun­der­ba­re Er­fah­run­gen in der gröss­ten Stadt des Bal­ti­kums“

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Da ich das 5. Semester gerne im Ausland verbringen wollte, um meine Englischkenntnisse weiter zu vertiefen und außerhalb meiner Komfortzone internationale Kontakte zu schließen, hatte ich mich vorab im International Office der FHDW beraten lassen. Dort erhielt ich viele Informationen zu den Partneruniversitäten im Ausland und die damit verbundenen Möglichkeiten.

Mit dem Ziel, eine Region und eine Kultur kennenzulernen, die mir zum damaligen Zeitpunkt noch fremd war, bewarb ich mich für das Auslandssemester an der Turiba University in Riga. Im International Office sagte man mir, dass ich voraussichtlich den Großteil der Module, die im 5. Semester des International-Business-Studiums vorgesehen sind, in Riga absolvieren kann. Einzig ein Modul habe ich vor dem Auslandsaufenthalt mit einer anderen Kursgruppe an der FHDW absolviert, was aufgrund der langfristigen Planung keine Umstände bereitet hat.

Nachdem ich die Zusage der Erasmus-Förderung erhalten hatte und der erste nette Kontakt zur Turiba University hergestellt war, hat diese direkt auf das Wohnangebot im Turiba Hostel auf dem Campus der Universität aufmerksam gemacht. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass vor dem Semesterstart eine Einführungswoche geplant ist.

Die Anreise mit dem Flugzeug zum sehr stadtnahen Flughafen in Riga war sehr unkompliziert und von dort hatte die Turiba University ein Taxi zur geplanten Unterkunft organisiert.

Mit der Auslandskrankenversicherung des ADAC habe ich mich gut abgesichert gefühlt. Aufgrund der EU-Mitgliedschaft Lettlands und des Euro als Währung waren weder ein Visum noch anderweitige Beantragungen zu beachten und der bürokratische Aufwand war sehr gering.
Bevor das Semester im September richtig startete, war eine Einführungswoche an der Turiba University vorgesehen. Diese begann am Montag mit einer herzlichen offiziellen Begrüßung aller Erasmus-Studenten und einigen Einweisungen des International Office. Weiterhin hat das Students Council in der Woche einige Treffen organisiert, bei denen das Erkunden des Campusses, der lettischen Spezialitäten und der Stadt Riga bei Tag und Nacht auf dem Plan stand. Die Treffen waren sehr hilfreich, um in der neuen Umgebung anzukommen und die anderen Erasmus-Studenten kennenzulernen.
Da ich bei vorherigen Auslandsaufenthalten die Erfahrung gemacht habe, dass im Studentenwohnheim schnell internationale Kontakte geschlossen werden und sehr gute Freundschaften entstehen können, habe ich mich entschlossen (zumindest vorerst), in das Hostel auf dem Campus der Turiba University einzuziehen. Entschieden habe ich mich für ein Einzelzimmer, wobei auch Zweier- und Viererzimmer angeboten werden. Dies war aufgrund meiner frühen Anfrage kein Problem. Die Zimmer kosten je nach Wahl 60 bis 240 € pro Monat. Allgemein ist das Hostel frisch renoviert und gut ausgestattet. Ca. 5 Minuten zu Fuß entfernt befindet eine Filiale der großen Supermarktkette Maxima mit weiteren kleinen Geschäften.

Das Zusammenleben mit ca. 30 Erasmus-Studenten auf einer Etage war eine wunderbare Erfahrung, die ich definitiv nicht missen möchte! Auch wenn es in den Gängen manchmal laut war – der Zusammenhalt, der schon nach ein paar gemeinsamen Tagen entstanden ist, ist kaum in Worte zu fassen. Die Gemeinschaftsküche bot die Möglichkeit zusammen zu kochen und zu essen und im Gemeinschaftsraum wurde gemeinsam gespielt, gelacht und gelernt.
Die Stadt Riga besteht aus zwei Teilen, die durch den breiten Fluss Daugava getrennt sind. Die Stadtteile Old Town und Central District mit der Central Station sind auf einer und der Flughafen und die Turiba University auf der anderen Seite. Die Turiba University hat ihren eigenen kleinen Bahnhof auf dem Campus, von dem man innerhalb von 10 Minuten für 80 Cent zum Hauptbahnhof kommt. Vom Hauptbahnhof aus sind Zuganbindungen in die nahegelegene Umgebung verfügbar.

Neben dem Bahnhof befindet sich die Zentralstation mit Fernbusanbietern wie Ecolines oder LUX Fahrten, die Fahrten in weitere Städte im Baltikum anbieten. So lassen sich die Hauptstädte der weiteren baltischen Staaten, Vilnius und Tallinn, sowie weitere Destinationen komfortabel für einen Wochenendtrip erreichen.

Öffentliche Verkehrsmittel sind für Studenten vergleichsweise generell sehr günstig. Busfahrten sind mit einer elektronisch aufladbaren Studentenmehrfahrtenkarte für unter 30 Cent möglich und die nächste Busstation ist vom Universitätscampus fußläufig schnell zu erreichen. Außerdem gibt es einige Taxi-Apps wie Taxify und Yandex, die je nach Standort und Nachfrage teilweise bei 4 Personen zu Bus und Bahn vergleichbare Preise angeboten haben und auch außerhalb der Hauptverkehrszeiten verfügbar waren.

In Riga kann fast alles (auch der kleinste Betrag für ein Zugticket) problemlos mit Bargeld bezahlt werden. Die Lebenshaltungskosten sind im Allgemeinen etwas geringer als in Deutschland.
In der Turiba University musste ich mich erst daran gewöhnen, dass in allen Modulen, die ich dort belegt habe, ein bis drei Prüfungsleistungen wie Präsentationen oder Tests schon vor Semesterende abgelegt werden müssen, um zu den abschließenden Klausuren zugelassen zu werden. Diese zählen zu einem gewissen Anteil in die Endnote. Außerdem erfolgt die Bewertung in einem Punktesystem von 1 bis 10, wobei 10 das Beste ist und mindestens eine 4 zum Bestehen notwendig ist.

Die Professoren haben in den Vorlesungen ausschließlich Englisch gesprochen und Inhalte immer wieder an Praxisbeispielen veranschaulicht, da sie durch vorherige oder auch aktuelle Positionen in (eigenen) Unternehmen einen direkten Bezug zur freien Wirtschaft haben. Bei Teilnehmerzahlen von 10 bis 50 Studenten je nach Modul waren die Vorlesungen in einem angenehmen Rahmen.

In der Turiba University gibt es außerdem die Möglichkeit, in der Bibliothek zu lernen und die Räumlichkeiten für Gruppenaufgaben und Lerngruppen zu nutzen. Die beiden Kantinen im Hauptgebäude bieten ein preiswertes Mittagessen.
Neben den normalen Vorlesungen wurden von dem Students Council der Turiba University regelmäßig interkulturelle Veranstaltungen und Feste organisiert. So haben wir gemeinsam mit Repräsentanten der Kultur gemeinsam das indische Lichterfest Diwali gefeiert und die lettische Kultur durch nationaltypische Gerichte und Snacks sowie traditionelle Tänze und Rituale näher kennengelernt. Weiterhin gab es häufig in den Mittagspausen das Angebot, Spezialitäten aus verschiedenen Ländern zu probieren. So gab es zum Beispiel französische Crêpes, usbekische Suppe und indisches Curry.

Weiterhin konnte man durch Veranstaltungen des Erasmus Student Network (ESN) Riga internationale Studenten anderer Fachrichtungen und Universitäten in Riga kennenlernen. Das Angebot umfasst organisierte (Themen-)Partys, gemeinsame kulturelle Spiele oder Mahlzeiten und ein breites Reiseangebot in die nähere und weitere Umgebung. So gab es zum Beispiel die Möglichkeit, für einen sehr studentenfreundlichen Preis mit einer großen, sympathischen Gruppe internationaler Studenten nach Lappland zu fahren, dort gemeinsam Husky-Schlitten zu fahren, die Sauna direkt am Arctic Ocean zu genießen und zwischendurch in den eisig kalten Ozean zu springen sowie nachts gemeinsam Schlittenrennen zu veranstalten und dabei die Polarlichter zu bestaunen. Ein rundum unvergessliches Erlebnis!
Ein ganz besonderes Erlebnis war es, die Feierlichkeiten zur 100-jährigen Unabhängigkeit Lettlands in Riga zu bestaunen. Die Straßen im Stadtkern Rigas, die ich in den restliche 4 Monaten immer eher als ruhig und entspannt wahrgenommen habe, waren voller Leben und gefühlsmäßig ganz Lettland wollte dieses besondere Wochenende Mitte November in Riga erleben. Neben den zahlreichen Orten in der Stadt verteilt, an denen Gebäude und Monumente durch besondere Lichtshows und (Live-)Musik in Szene gesetzt wurden, gab es organisierte Veranstaltungen wie Konzerte, eine Militärparade und als Höhepunkt eine bezaubernde Lichtshow über dem großen Fluss Daugava, die mit einem atemberaubenden Feuerwerk abgerundet wurde.

Mit der lettischen Sprache hatte ich nur peripher Kontakt, da in der Universität alle Informationen zweisprachig vorhanden waren. Es gab das Angebot eines Sprachkurses, das in meinem Fall allerdings zeitgleich mit anderen Vorlesungen stattfand.
Die Stadt hat einen sehr gemütlichen alten Stadtkern und geschichtlich sehr interessante, teilweise versteckte Orte zu bieten. Auch wenn die Straßen manchmal eher ruhig, fast schon verlassen aussehen, ist abends doch immer etwas los. Auch sonst gibt es in Riga ein breites Freizeitangebot, das zu Gruppenaktivitäten einlädt.

In der näheren Umgebung befinden sich neben kleinen Orten auch wunderschöne Nationalparks wie die in Kemeri und Sigulda. Gut mit dem Zug zu erreichen ist auch der Strandabschnitt Jurmala-Majori, der zu langen Strandspaziergängen oder gemeinsamen Volleyballspielen einlädt.
Fazit

Die Organisation des Auslandsaufenthaltes war sehr unproblematisch und ich habe es sehr genossen, jeden Tag etwas Neues über andere oder über mich zu lernen. Auch das Erkunden einer neuen Umgebung außerhalb der Vorlesungszeiten hat sehr viel Freude bereitet.

Was dieses Erasmus-Semester jedoch zu einem ganz besonderen gemacht hat, sind die Menschen, die ich kennenlernen und mit denen ich unvergessliche Erfahrungen machen durfte und einmalige Erinnerungen teile – die Erasmus-Familie.

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