"Das Aus­lands­se­mes­ter war trotz Co­ro­na ei­ne un­glaub­lich tol­le Er­fah­rung, wir ha­ben un­zäh­li­ge schö­ne Er­in­ne­run­gen mit­ge­nom­men und es hat uns per­sön­lich sehr viel ge­bracht. Zu­dem ha­ben sich Freund­schaf­ten über Län­der­gren­zen hin­weg ent­wi­ckelt, die auch wei­ter Be­stand ha­ben wer­den.“

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Der Wunsch, ein Auslandssemester zu absolvieren, bestand für uns drei – Uwe Wohlhage, Paul Glahe, Leonie Hippe – schon länger. Während für Leonie ein Auslandsaufenthalt als International-Business-Studentin nicht ungewöhnlich ist, so war der Wunsch für Uwe als Student der Wirtschaftsinformatik und für Paul als BWL-Student eher etwas Besonderes. 

Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat natürlich für andere Rahmenbedingungen gesorgt. Angefangen bei der Unsicherheit, ob der Auslandsaufenthalt überhaupt stattfinden kann, über anfängliche Quarantäne bis hin zur Absage von möglichen Ausflügen zu anderen Städten in der Region, wie Tallinn oder Helsinki. Dennoch: Das Auslandssemester war eine unglaublich tolle Erfahrung, wir haben unzählige schöne Erinnerungen mitgenommen und es hat uns persönlich sehr viel gebracht. Zudem haben sich Freundschaften über Ländergrenzen hinweg entwickelt, die auch weiter Bestand haben werde.

Der Bewerbungsprozess gestaltete sich sehr einfach und durchsichtig: Neben dem Ausfüllen des Bewerbungsformulars für Erasmus+ und dem Einreichen der Notenübersicht und eines Lebenslaufs musste ein Motivationsschreiben angefertigt werden. Der Auswahlprozess verzögerte sich jedoch: Da im Anschluss der Bewerbung die Corona-Pandemie in Deutschland und Europa ausbrach, konnte vorübergehend niemand voraussagen, ob im Jahr 2020 überhaupt Auslandssemester möglich sein würden.

Im Juni fällte das International Office dann die Entscheidung, dass es vorbehaltliche Zusagen für uns geben wird. Lediglich in dem Fall, dass die Pandemie einen Auslandaufenthalt unmöglich macht, weil z. B. Lettland deutsche Staatsbürger nicht mehr einreisen lässt, würde das Auslandssemester kurzfristig abgesagt werden müssen. Das war für uns mit einem gewissen Risiko verbunden: Da das Auslandssemester gegensätzlich zu unserem üblichen Studienablauf stattfinden sollte, konnten wir nur an dem Auslandsaufenthalt teilnehmen, wenn wir den Zeitraum unserer 4. Theoriephase und unserer 5. Praxisphase tauschen würden. Wenn jedoch kurzfristig das Auslandssemester ausgefallen wäre, hätten wir eine Möglichkeit gebraucht, wie wir das 4. Theoriesemester, das wir zuvor haben ausfallen lassen, nachholen können. Daher haben wir in Zusammenarbeit mit dem International Office und dem Prüfungssekretariat einen Notfallplan erstellt, um im „Worst Case“ trotzdem unser Studium innerhalb der Regelstudienzeit abschließen zu können. Die Kommunikation mit dem International Office war dabei sehr gut und wir wurden während des ganzen Prozesses gut unterstützt. Glücklicherweise wurde der Notfallplan nicht benötigt, da das Auslandssemester wie geplant stattfinden konnte!

Ansonsten lief die Vorbereitungszeit für das Auslandssemester problemlos ab: Wir mussten lediglich eine Auslandskrankenversicherung abschließen, ein Visum o. ä. war nicht notwendig.
Die Anreise nach Riga ist sowohl mit dem Auto als auch mit dem Flugzeug möglich, wobei letztere Lösung die komfortablere ist. Da mehrere preiswerte Airlines Riga anfliegen, besteht von einigen Flughäfen in Deutschland die Möglichkeit, günstig nach Riga zu reisen (u. a. aus Düsseldorf und Dortmund). Dennoch wissen wir auch von einigen Kommilitonen, dass sie aus Deutschland mit dem Auto angereist sind. Wenn man ein paar Tage Zeit hat, kann man die Anreise ggf. mit einer Tour durch Polen und Litauen verbinden und beispielsweise an der polnischen Ostsee und in Vilnius oder Kaunas halten. Da die Flugpreise aber kostengünstig sind und man auch in Riga sehr günstig Autos für Ausflüge mieten kann, würden wir die Anreise mit dem Flugzeug definitiv empfehlen.
Für den Aufenthalt vor Ort sind zwei Optionen möglich: Entweder man mietet sich im Studentenwohnheim der Turiba University ein oder aber man sucht sich für die Zeit in Riga eine WG. Beide Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile. Da Uwe und Paul sich bereits vor dem Auslandssemester kannten, haben sie sich dafür entschieden, zu zweit eine Wohnung zu mieten. Leonie dagegen wollte im Studentenwohnheim wohnen. Deshalb können wir für beides unsere Erfahrungen schildern:

Eigene Wohnung: Der Aufenthalt in einer eigenen Wohnung ist im Vorfeld mit etwas mehr Aufwand verbunden und auch etwas kostspieliger, trotzdem ist es definitiv bezahlbar. Unsere Wohnung lag in der Stadt nahe der Nationalbibliothek, ungefähr 7 Minuten Fußweg bis zur Altstadt. Für uns war die Wahl der Unterkunft optimal: Mit dem Bus waren wir in 20 Minuten an der Turiba University. Da in der Turiba mehr Wert auf Eigenstudium gelegt wird und weniger Präsenzstunden notwendig sind, war der Fahrtweg für uns kein Problem. Dafür war es ein großes Stück Lebensqualität, täglich für einen Spaziergang zum Fluss oder in die Altstadt rausgehen zu können. Gerade an schönen klaren Abenden mit tollen Sonnenuntergängen war es wirklich schön, wenn man in wenigen Minuten zu Fuß in der Stadt war.

Die Studenten, die im Wohnheim der Turiba gewohnt haben, waren seltener in der Innenstadt, da die Uni doch etwas außerhalb gelegen ist. Zudem war es somit möglich, Kommilitonen zum Fußballschauen, Kochen, Biertrinken usw. einzuladen … 😉 Man muss auch keine Angst haben, dass man außerhalb des Studentenwohnheims keine Kontakte knüpfen kann – das tut man in der Universität trotzdem und es gibt viele Kommilitonen, die ebenfalls in WGs nahe der Altstadt wohnen. Wir würden daher den Aufenthalt einer WG, möglichst nah zur Altstadt, empfehlen.

Studentenwohnheim: Ich habe mich dazu entschieden, in das Wohnheim direkt auf dem Campus der Turiba zu ziehen. Das Turiba Hostel bietet eine relativ günstige und flexible Wohnmöglichkeit, in der man schnell internationale Kontakte knüpfen kann. Die Zimmer kosten zwischen 67 und 270 Euro pro Monat, je nachdem ob man in einem Ein-, Zwei- oder Vierbettzimmer wohnen möchte. Bereits ein paar Wochen vor Abreise habe ich im Turiba Hostel ein Einbettzimmer angefragt. Vor Ort habe ich mich dann jedoch spontan dazu entschlossen, mit einer Kommilitonin in ein Zweierzimmer zu ziehen, was aber kein Problem war.

Die Zimmer sind modern eingerichtet. Es gibt eine Gemeinschaftsküche und -bäder. Das Turiba Hostel stellt Bettwäsche sowie ein kleines und ein großes Handtuch zur Verfügung. Beachten sollte man jedoch, dass Besteck, Töpfe und Pfannen entweder selbst mitgebracht oder vor Ort gekauft werden müssen. Dies kann man sich aber auch gut mit den Mitbewohnern teilen. Das Wohnheim ist am Stadtrand von Riga gelegen, es gibt jedoch schnelle Verkehrsanbindungen in die Innenstadt. Direkt an der Turiba befindet sich eine Zughaltstelle. Mit dem Zug kommt man innerhalb von 10 Minuten für unter einen Euro zum Hauptbahnhof. Mit dem Bus sind es ungefähr 20 Minuten in die Innenstadt. Supermärkte sind fußläufig in ungefähr 5 Minuten erreichbar. Die Erasmus-Studenten wohnen alle auf einer Etage. Natürlich kann es auch mal etwas lauter werden auf den Fluren, aber es war eine tolle Erfahrung, mit vielen unterschiedlichen Kulturen zusammenzuleben!
Das Erasmus Student Network (ESN) in Riga organisiert viele Ausflüge und Veranstaltungen, in der Regel kostenlos oder zu wirklich fairen Preisen. In der Universität lernt man Kommilitonen aus vielen verschiedenen Ländern kennen, es entstehen Freundschaften und Kontakte, die das Auslandssemester zu dieser besonderen Zeit machen. Riga hat eine wunderschöne Altstadt, viele Bars, Restaurants, Clubs und Geschäfte. Glücklicherweise waren zu Beginn unseres Auslandssemesters die Corona-Fallzahlen in Riga sehr gering, weshalb wir noch in den Genuss des Präsenzunterrichts gekommen sind. Die Einschränkungen nahmen innerhalb des Semesters immer weiter zu und auch geplante Ausflüge nach Tallinn, Helsinki oder St. Petersburg konnten wir leider nicht wahrnehmen – dennoch haben wir auch in Lettland schöne Ausflüge nach Sigulda, Liepaja, Cesis oder in den Kemeri Nationalpark gemacht. Zudem kann man in Riga im September auch noch Glück mit dem Wetter haben: Wir hatten noch bis in den Oktober wolkenlose Tage mit über 20 °C, sodass wir die Nähe zur Küstenstadt Jurmala ausnutzen und einige schöne Tage an der Ostsee verbringen konnten.
Die Finanzierung des Auslandssemesters war kein Problem: Mit dem finanziellen Zuschuss des Erasmus+ Stipendiums lassen sich die Kosten für eine Unterkunft und für die Grundnahrungsmittel gut decken – und wenn man weiterhin seine Ausbildungsvergütung des Partnerunternehmens erhält, kann man in Riga gut leben. Die Kosten für Nahrungsmittel sind vergleichbar mit den Preisen in Deutschland, Dienstleistungen sind zum Teil sogar günstiger. Verglichen zu den Hauptstädten anderer EU-Staaten sind die Preise und Lebenshaltungskosten eher günstig.
Fazit

Wir hatten alle drei eine unglaublich spannende und unvergessliche Zeit in Riga. Die Stadt ist wunderschön und bietet ein wirklich gutes, bezahlbares Studentenleben. Wir haben viele tolle Menschen kennengelernt, Freundschaften geschlossen und Erinnerung gesammelt, die wir wohl niemals vergessen werden. Daher können wir allen Studierenden nur empfehlen, sich für ein Auslandssemester in Riga zu bewerben.

Du möch­test auch ins Aus­land und et­was er­le­ben?